Wege aus der Wasserkrise (2)
Über den Tellerrand
Obwohl auch wir immer mehr mit Wassermangel durch lange Trockenperioden, Übernutzung und knapper werdenden Grundwasserreserven zu kämpfen haben, gilt Deutschland derzeit noch als relativ wasserreich - Schneechaos, Starkregen und reichlich Feuchtigkeit in den Wintermonaten lassen grüßen. Doch wen wundert’s: Mehr als Zweidrittel unseres so genannten Wasserfußabdrucks, also der gesamten Wassermenge, die wir sowohl direkt als auch indirekt verbrauchen, stammt gar nicht von hier! Von den durchschnittlich rund 4.500 Litern Wasserverbrauch pro Kopf und Tag (!) kommen rund 3.000 Liter meist aus Regionen, die mit Wasserarmut zu kämpfen haben. Ein Blick auf diesen Wasserfußabdruck ist somit auch ein Blick über den Tellerrand sowie auf den erheblichen Einfluss der weltweiten Wasserkrise auf unser aller Leben - und umgekehrt!
Ja, es ist gut und richtig, beim Zähneputzen das Wasser abzustellen, Sparspülkästen für die Toilette zu haben und wassersparende Duschköpfe zu benutzen. Auf diese Art und Weise konnte der direkte private Wasserverbrauch bei uns in den vergangenen 30 Jahren um 22 Liter pro Kopf und Tag gesenkt werden. Das sind immerhin rund 8.000 Liter Wasser pro Jahr und Kopf, das uns in Deutschland nun mehr zur Verfügung steht. Doch im Vergleich zu unserem Wasserfußabdruck ist das leider nur ein Tropfen auf dem heißen Stein: Wir Deutsche verbrauchen zusammen mehr als 136 Billionen (136.000.000.000.000) Liter Wasser in einem einzigen Jahr.
Am stärksten ins Gewicht fällt dabei unser Verbrauch, den wir gar nicht sehen: Wasser, das zur Herstellung von Lebensmitteln, Kleidungsstücken und anderen Produkten benötigt wird - so genanntes virtuelles Wasser. Und das ist eben übermäßig mehr, als wir glauben. Hier einige unfassbare Beispiele, wieviel Wasser uns das ganz normale Leben heute kostet:
Menge | Produkt | Für die Produktion verbrauchtes Wasser |
1 Stck. | Ei | 200 Liter |
1 Ltr. | Bier | 300 Liter |
1 kg | Spanische Orangen | 430 Liter |
1 kg | Äpfel | 700 Liter |
1 Ltr. | Milch | 1.000 Liter |
1 kg | Weizen | 1.300 Liter |
1 kg | Soja | 1.800 Liter |
1 kg | Papier | 2.000 Liter |
1 Stck. | Baumwoll-T-Shirt | 2.700 Liter |
1 kg | Reis | 3.400 Liter |
1 kg | Schweinefleisch | 4.800 Liter |
1 kg | Käse | 5.000 Liter |
1 Stck. | Baumwolljeans | 11.000 Liter |
1 kg | Rindfleisch | 15.400 Liter |
1 kg | Kakao | 20.000 Liter |
1 kg | Kaffee | 21.000 Liter |
Und da eben ein erheblicher Teil dieser Produkte aus allen möglichen Gegenden der Welt nach Deutschland kommt, beeinflussen wir eine dortige Wasserknappheit durch unseren Konsum, während sie uns umgekehrt ebenfalls sofort betrifft: Kein Reis und kein Winterweizen mehr bei Dürren in Asien und Australien; kaum Fleisch bei Wasserknappheit in Südamerika; Kleidungsmangel bei fehlendem Wasser in Indien und Bangladesh; Kaffee-Restriktionen bei Wasserarmut in Mittelamerika, weniger Tomaten und keine vitaminreichen Orangen bei Trockenheit in Spanien ... Die Liste ließe sich endlos fortsetzen ...
Doch die fehlende oder auch nur stockende Versorgung mit Lebensmitteln und Produkten ist nur ein Teil der Auswirkungen unseres Wasserfußabdrucks, die uns Europäer direkt betreffen. Massive Immigration (wir berichteten: Wasser regiert die GESAMTE Welt | ATB WATER) aufgrund von Hunger, Durst, Armut und daraus folgernden politischen Krisen veränderte unser gesellschaftliches Leben in den vergangenen Jahren bedeutend und wird es auch weiterhin verändern. Und das rapide Bevölkerungswachstum wird die wasserbedingte Tendenz zur Völkerwanderung wohl in Zukunft noch weiter verschärfen. Wasser repräsentiert eben Wohlstand, kein Wasser elende Armut.
Unsere ständig steigenden Bedürfnisse brauchen also mehr Wasser. Mehr Nahrungsmittel brauchen mehr Wasser. Mehr Menschen brauchen mehr Wasser. In Deutschland, in Europa, weltweit. Doch die Menge des uns zur Verfügung stehenden Wassers wird nicht zunehmen. Wie also lösen wir dieses Problem? Indem wir darauf achtgeben, welche wasserintensiven Produkte und wieviel wir davon konsumieren, um unseren Wasserfußabdruck zu reduzieren und Regionen mit Wasserarmut zu schützen. Indem wir moderne Technologien für die Erhaltung unseres Wassers einsetzen. Indem wir jeden Tropfen wie einen wertvollen Schatz behandeln.
Think global, act local: Wasser ist weltweit der Schlüssel zur Lösung der Klima-, Wasser- und Bevölkerungskrise! Und die Welt beginnt bei jedem von uns. Heute.
Autor: Uwe S. Meschede
Quellennachweise (Inhalt)
- Arte Dokumentation: Unser Wasser - Faszinierende Wunderwelt (Folge 3 - Auf dem Trockenen)
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